Hört man das Wort „Aktivismus“, assoziieren die meisten damit Demonstrationen, Plakate und Flyer-Aktionen. Doch Aktivismus kann viele Formen annehmen. Verschiedene Personen definieren Aktivismus auf verschiedene Arten: Für die einen ist das in der Öffentlichkeit demonstrieren die richtige Form, für die nächsten ist auf Social-Media-Plattformen Bewusstsein für ein Thema zu schaffen der richtige Weg. Und für wieder andere bedeutet Aktivismus, dass sie Wolle und Strick-/Häkelnadeln zücken.
Man nennt dies Yarnbombing, Urban Kniting oder Guerilla Knitting. In einem urbanen Raum werden verschiedenste Objekte, wie Statuen, Straßenlaternen, Telefonzellen und ähnliches mit gestrickten oder gehäkelten Projekten geschmückt. Auch andere textile Handwerksarten werden für die Erstellung dieser Projekte verwendet. Die Projekte werden meist zu Hause erstellt und dann an dem ausgewählten Objekt angebracht. Eine andere Methode ist direkt vor Ort ein Projekt zu machen. Diese Art kann noch mehr Aufmerksamkeit erregen, da es längere Zeit dauert und somit eine Versammlung entstehen kann.
Sucht man nach den Anfängen von Yarnbombing stoßt man schnell auf den Namen Magda Sayeg. Sie wird mehrmals die Begründerin des „Garn-Graffitis“ genannt. Das Phänomen breitete sich schnell von seiner Geburtsstätte in Houston, Texas in die ganze Welt aus. Auch hier in Wien findet man immer wieder geschmückte Laternenmasten.
Das Ziel kann natürlich die Erregung von Aufmerksamkeit auf ein Problem sein, jedoch kann das einzige Ziel auch „nur“ die Verschönerung der Umwelt sein. Heutzutage wird die Gestaltung des öffentlichen Raumes hauptsächlich von Stadtplaner*innen und Behörden festgelegt. Yarnbombing wird von Handwerker*innen und Künstler*innen dazu verwendet, um sich abseits der staatlichen und bürokratischen Konstrukte aktiv in die Gestaltung von Sozialräumen einzubringen und ihre Visionen zu verwirklichen. Somit ist Yarnbombing ein Weg, etwas zu erschaffen und sich den eigenen Lebensraum ein Stück weit zurückzunehmen.
Ich persönlich bewundere Menschen, die ihre Umwelt mit Garn-Graffitis schmücken. Ihnen ist es wichtig ein aktiver Teil der Gesellschaft zu sein, andere Menschen mit ihren farbenfrohen Projekten Freude zu bereiten und etwas an die Öffentlichkeit zurückzugeben. Textiles Handwerken ist zumeist kein schnelles Unterfangen; es benötigt viel Zeit und Energie. Alleine deswegen ist Yarnbombing bewundernswert!
Im Endeffekt heißt das alles: Es gibt für jede und jeden einen Weg ihrer/seiner Stimme Gehör zu verleihen oder gesehen zu werden. Ob das nun ist ein/e Teilnehmer*in einer Demonstration zu sein, oder von zu Hause aus seine Meinung kreativ auszudrücken, ist egal. Die Hauptsache ist, dass man sich für Themen einsetzt, die einem am Herzen liegen!