Ein Start-Up, ein junges Unternehmen, zeichnet sich oft dadurch aus, dass die Gründerinnen und Gründer weit über das, was wir als „normale Arbeitszeit“ definieren, hinaus arbeiten. Wobei eine Gründerin oder ein Gründer „Arbeit wohl anders definiert, als ein Bauer im 19. Jahrhundert“, wie es Daniel Kofler von BikeCitizens formuliert. Ein Start-Up zu gründen ist meist eine Herzensangelegenheit. Da ist die viele Zeit und Energie gut investiert. Und trotzdem ist es eine Unmenge an Zeit und Energie, die früher oder später an anderen Ecken und Enden fehlt. Unregelmäßige und überlange Arbeitszeiten sind keine Seltenheit. Wochenenden sind zugunsten von Deadlines verplant. Urlaub ist nur noch ein Kunstwort. Der Wunsch nach einem geregelten, fixen Angestelltendasein wird manchmal wieder laut. Wird sich dieses Leben jemals ändern?
Ja. Also vielleicht. Aber sehr wahrscheinlich, ja. Abhängig davon, wie sich das Unternehmen entwickelt, kann das allerdings noch ein Zeiterl dauern.
Ich habe vor über vier Jahren mit meiner Filmproduktion in Wien gestartet. Die Filmbranche ist sehr speziell, da man sich oft von Projekt zu Projekt hantelt, was es besonders als EPU schwer macht, nachhaltig zu arbeiten. Gerade jetzt fängt meine (und mittlerweile unsere!) Arbeit an, sinnvolle Früchte zu tragen. Abgesehen davon, dass wir regelmäßig Filmprojekte abwickeln, können wir nun auch sehr effektiv einschätzen, wie viel Zeit es tatsächlich in Anspruch nimmt – neben hunderten anderen Dingen, die wir in den letzten Jahren gelernt haben, versteht sich.
Mit unserem Film über „Wer gründet Start-Ups?“ haben wir Auszüge aus dem Austrian Start-Up Monitor gezeigt. In dieser Studie wurde auch gefragt, in welcher Phase sich denn die Unternehmen befinden. Von der Seedphase bis zu Steady Stage.
Die Phasen sind eigentlich recht selbsterklärend, und gelten sicher nicht nur für Start-Ups. Verschleiert ist allerdings der Zeitrahmen, in dem man von der einen Entwicklungsphase zur nächsten schreitet. Burnie Burns, einer der Gründer der amerikanischen Produktionsfirma RoosterTeeth, sagt in einem Podcast, dass er sich erst nach rund 13 Jahren mit dem Unternehmen bewusst dafür entscheiden konnte, geregelte Arbeitszeiten zu leben. Vollgas gehe zwar eine lange Zeit, sei aber für sein ganzes Leben nicht erstrebenswert. Das gehe aber auch nur, wenn das Unternehmen eine gewisse Stabilität erreicht.
In vielen Modellen wird diese Stabilität allerdings mit Stagnation des Umsatzes gleichgesetzt. In vielen Fällen würde eine leicht geänderte, gestaffelte Grafik wesentlich mehr Sinn machen:
GreenGood, meine Produktionsfirma, ist sicherlich noch nicht in einer Steady Stage. Wir verändern und entwickeln regelmäßig unsere Produktionstechniken und unsere eigenen Fähigkeiten, verbessern unsere Konzeptions- und Postproduktionsprozesse und starten immer wieder mit neuen Projekten. So wie mit Project 51, unserem bisher größten Baby.
Aber es fühlt sich so an, als ob sich langsam eine gewisse Planbarkeit bei uns einnistet. Eine, die Freizeit, Entspannung und schlussendlich mehr Problemlösungskompetenz zulässt. Und damit sicher gut tut.